Blog Im Schwitzkasten

Marvin Knoll, Mittelfeld

Mittelfeldspieler Marvin Knoll, SV Sandhausen

Der Begriff ist trügerisch. Sommerpause. Das klingt nach Auszeit. Abschalten. Auftanken. Die Stadien leer. Die Trainingsanlagen verwaist. Die Bundesliga scheint still zu stehen. Ein Irrtum. Die Sommerpause ist hektisch. Sie ist geprägt von Telefonaten, Sitzungen und Verhandlungen. Von Gerüchten und Gefeilsche. Von Umbrüchen und Unsicherheiten. Von Strategien und Spekulationen. In der Sommerpause treiben Vereine unter Hochdruck ihre Planungen für die nächste Saison voran. Verträge enden. Verträge werden neu geschlossen. Die Sommerpause bedeutet für die meisten Spieler eine Zäsur. Die, die einen Verein haben, bekommen neue Konkurrenz. Die, die einen Verein suchen, wollen neue Konkurrenz werden. Für Marvin Knoll, 24, war die vergangene Sommerpause die vielleicht schwerste seines Lebens. Ein Gespräch über Vereinslosigkeit, Vorurteile und den neuen Wellness-Bereich von Saunahersteller und Partner Röger.

Was genau ist denn jetzt ein Straßenfußballer?
Für einen Fußballer aus Berlin ist das relativ leicht zu beantworten: Jemand, der als Kind so gut wie jeden Tag mit seinen Freunden in den Käfigen, so heißen hier die Bolzplätze, kickt. Man lernt dort vieles intuitiv. Mit strukturiertem Vereinstraining ist das nicht zu vergleichen.

Wie viel Prozent sind bei Ihnen also Talent und wie viel Training?
Ich war nicht unbedingt das größte Talent. Mein Stiefbruder etwa hatte mehr drauf als ich. Ich habe stets an mir arbeiten müssen, um Profi zu werden. Ich würde sagen, bei mir sind es 20 Prozent Talent und 80 Prozent hartes Training.

Ihr Lieblingsfußballplatz in der Hauptstadt?
Der Grüngürtel in Spandau.

Ist Berlin wirklich so ein schwieriges Pflaster, wie alle behaupten?
Berlin ist vor allem vielfältig, was aber nicht unbedingt schwierig heißen muss. Natürlich gibt es auch Gegenden mit großen Problemen, aber in welcher Stadt gibt es die nicht.

Das Motiv für Ihr nächstes Tattoo?
Ein Krieger, vielleicht ein Spartaner, so wie in dem Kinofilm 300.

In der vergangenen Sommerpause wechselt der Mittelfeldspieler Marvin Knoll von seinem Heimatverein Hertha BSC Berlin zum Zweitligisten MSV Duisburg. Die Berliner hatten den Vertrag mit dem Eigengewächs nicht verlängert, in Duisburg hoffte Knoll auf mehr Spielzeit, mehr Gelegenheiten, seine fußballerische Qualität unter Beweis zu stellen. Doch der Vertrag in Duisburg endet nach wenigen Wochen. Lizenzentzug. Ratlosigkeit. Ein Probetraining beim Ligakonkurrenten FSV Frankfurt. Ungewissheit. Das Angebot aus Sandhausen. Unterschrift. Erleichterung. Dass Ranisav Jovanovic, wie Knoll im Berliner Bezirk Spandau aufgewachsen, aber zehn Jahre älter, erfahrener, exakt die selbe Tortur durchlebt, hilft dem jungen Marvin Knoll. „Wir sind uns schon sehr ähnlich“, sagt er. „Mit ihm war es leichter, durch diesen Sommer zu kommen. Wir reden viel. Wir unternehmen viel. Ich bin froh, dass er auch hier ist.“ Sandhausen, für Marvin Knoll bedeutete das nach turbulenten Wochen wieder ein Gefühl von Ruhe.

Ganz einfach gefragt. In die Sauna gehen Sie weil…?
… ganz einfach geantwortet: Weil ich dort abschalten kann, mich entspannen, erholen. Die Sauna tut meinem Körper gut und ich merke, wie sie zum Beispiel die Regeneration fördert.

Wenn es keine Legende ist, dass Sportler in ihren Körper hineinhorchen können, muss das in der Sauna doch besonders gut funktionieren, oder?
Absolut. Man findet dort eine Ruhe, die einem im täglichen Trainingsbetrieb oder auch während der Spieltage fehlt.

Beschäftigen Sie sich mit den Themen Sauna und Sport heute intensiver als früher?
Früher war ich gar nicht in der Sauna. Heute merke ich ziemlich genau, wann mir die Sauna gut tut. Wenn ich nach einem Training oder einem Spiel jeden Knochen und Muskel spüre, mich kaputt fühle, freue ich mich richtig auf die Sauna.

Auf was aus dem Angebot von Röger möchten Sie auf keinen Fall mehr verzichten?
Ich bin ein Freund der klassischen Finnischen Sauna. Ich mag die Hitze.

Der Loungebereich, den Saunahersteller Röger neben Finnischer Sauna, Tepidarium und Infrarotkabine aufgebaut hat, soll ziemlich beliebt sein. Kommt man da wirklich zur Ruhe?
Die Frage ist, wie man Ruhe definiert. Wenn es darum geht, einen Ort zu haben, an dem es absolut still ist, dann ist unser Loungebereich sicherlich kein Ruheraum. Aber dort mit den Mitspielern zu sitzen, zu quatschen oder fernzusehen, kann auch erholsam sein.

Sommerpause. Für Marvin Knoll mehr ein Sommertheater, eine Sommerodyssee. Und dass so ein Sommer nicht ohne Folgen bleibt, diese Anekdote aus den ersten Tagen seiner kurzen Duisburger Zeit ist ein gutes Beispiel. Dass der MSV drauf und dran war, die Lizenz für die Zweite Bundesliga zu verlieren, beschäftigte die Mannschaft tagtäglich. Die Unruhe war mit Händen zu greifen. Sie war das bestimmende Thema. Als nach dem ersten Testspiel gegen einen Amateurklub der Vorstandsvorsitzende der Duisburger Neuzugang Marvin Knoll um dessen Trikot bat, verweigerte dieser kurzerhand. Er kannte den Mann nicht. Es war in der ganzen Hektik schlichtweg untergegangen. „Ich behalte meine ersten Trikots von jedem neuen Verein selbst. Das ist so ein Ritual“, sagt Marvin Knoll. Erst als seine Mitspieler ihn aufgeklärt hatten, gab er es ab.

Ist das Leben nur Fußball, Fußball, Fußball?
Leben ist für mich zuallererst Familie, dann Freunde und dann kommt der Fußball.

Mit welchem Fußballer können Sie sich am ehesten identifizieren?
Natürlich habe ich mir gerade als Kind und Jugendlicher viel von großen Fußballern abgeschaut. Aber es gibt niemanden, dem ich hundertprozentig nacheifern würde.

Wann haben Sie gelernt, mit Vorurteilen umzugehen?
Schon sehr früh. Als Profifußballer wirst du ständig damit konfrontiert. Das fängt schon mit meiner Herkunft an. Als Berliner wirst du nicht selten als schwieriger Charakter abgestempelt. Und wenn dann Medien anfangen, über einen zu berichten, wird es nicht weniger, weil plötzlich Stereotypen aufgebaut werden, egal, ob sie zu einem passen, oder nicht.

Das schlimmste Vorurteil über Fußballprofis?
Dass sie sehr arrogant sind. Den Vorwurf habe ich auch schon zu hören bekommen, aber wer mich etwas besser kennt, der weiß, dass das auf mich absolut nicht zutrifft.

Muss mühselig sein, ständig dagegen ankämpfen zu müssen?
Wenn jemand mich nicht kennt, ist es mir relativ egal, was derjenige über mich denkt. Man braucht da als Profifußballer ein dickes Fell und darf sich viele Sachen nicht so zu Herzen nehmen. Man muss das ignorieren. Bei guten Freunden ist das anders. Wobei ich sagen würde, dass da niemand ist, der solche Vorurteile mir gegenüber hat.

Der Leistungsdruck der Trainer. Der Konkurrenzkampf innerhalb der Mannschaft. Die Erwartungshaltung von Verein, Zuschauern und Medien. Als wären diese Belastungen, denen ein Fußballprofi ausgesetzt ist, nicht stark genug, auf Marvin Knoll kommt im Sommer 2013 noch mehr zu, nur merkt man ihm das nicht an. Er spricht gelassen über diese Zeit, ruhig, unaufgeregt. Nichts, so scheint es, ist hängengeblieben „Die Balance zu halten zwischen dem, was einen beansprucht, und dem, was einen erholt, ist sehr wichtig“, sagt er. Marvin Knoll ist ein bewusster Saunagänger. Einer, der Saunabaden, diese Minuten der Ruhe und Entspannung, nicht nur sucht, wenn es darum geht, Körper und Seele wieder aufzufrischen, aufzutanken. Der nicht nur reagiert, sondern der auch agiert. Frühzeitig. Rechtzeitig. Der regelmäßige Saunagänge als einen Aspekt von Profifußball versteht, eine Routine, die nicht nur Regeneration bedeutet, sondern auch Profilaxe.

So ein Warmluftbad, ist das eine echte Alternative zur klassischen Finnischen Sauna?
Unbedingt. Ich bin nicht auf die klassische Finnische Sauna festgelegt. Es kommt immer mal wieder vor, dass ein Mitspieler vorschlägt, in das Tepidarium zu gehen. Da bin ich natürlich dabei.

Das Tepidarium bietet gleich mehrere Klimavarianten. Schon alle ausprobiert?
Sagen wir es so: Ich habe schon einige Varianten mitbekommen. Ich bin aber nicht derjenige in der Mannschaft, der im Tepidarium das Klima einstellt. Da gibt es unter den Jungs und Betreuern andere mit viel mehr Erfahrung. Die wissen sehr genau, was sie tun.

Dass das Klima in der Sauna die Haut reinigt, spürt man das wirklich?
Natürlich merkt man das. Aber dieses Gefühl von Erholung und Sauberkeit stellt sich bei mir selten direkt nach einem Saunagang ein. Ich bin zunächst etwas schlapp, was wohl ganz normal ist. Kurze Zeit später merke ich aber dann, wie viel besser es mir geht.

Warum schwärmen eigentlich alle so von dieser Infrarotkabine?
Ich habe selten Rückenprobleme, weshalb ich die Infrarotkabine zu therapeutischen Zwecken noch nicht so genutzt habe. Aber ich kriege mit, wie sie bei Mitspielern zur Behandlung eingesetzt wird und was sie über die Wirkung erzählen.

Lassen Sie doch auch mal den Hobby-Mediziner raus?
Man lernt als Profi schon viel in diesem Bereich. Theoretisch und vor allem praktisch. Trotzdem bin ich weit davon entfernt, ein Spezialist zu sein. Ich kann aber zum Beispiel sagen, dass ein Saunagang die Durchblutung fördert, was sich wiederum positiv auf die Regeneration auswirkt.

Wie lauten Ihre goldenen Saunaregeln? Allein oder in Gesellschaft?
In Gesellschaft.

Reden oder schweigen?
Reden.

Sitzen oder liegen?
Sitzen.

Getrennte Geschlechter oder gemischt?
Gemischt.

Mit oder ohne Handtuch um den Körper?
Mit.

Viel wurde im Berliner Boulevard von Körpertattoos und Krafttraining geschrieben, als Marvin Knoll noch bei seiner Hertha spielte, vom „Straßenfußballer“, doch nicht alles, was die Blätter schrieben, das Bild, das sie von ihm malten, wollte so recht zu ihm passen. Stets war die Gefahr deshalb groß, in diese Schublade gesteckt zu werden, in die mit den Skandalkickern, den Rüpelfußballern und Problemprofis, in die Marvin Knoll jedoch so überhaupt nicht passt. Was zugleich mitunter auf der Strecke blieb, waren die sportlichen Aspekte. U-16-Nationalspieler, U-17, in der U-20-Nationalmannschaft sogar Kapitän. Das weckt Begehrlichkeiten. Schürt Hoffnungen. Fördert vielleicht auch eine gewisse Ungeduld.

Und wie wird man auch noch Fußball-Schulweltmeister?
Man braucht zunächst Mitschüler, die ziemlich gut kicken können. Wir haben einige Turniere bis zur Berliner Meisterschaft gewonnen und anschließend die deutsche Meisterschaft. Die WM in China war ein großartiges Erlebnis und mein Tor im Finale hat es nur um so schöner gemacht.

5. Dezember 2010, Einwechslung gegen 1860 München. Beschreiben Sie den Moment doch mal.
Mein Geburtstag und mein Debüt im Profifußball. Ich war zum ersten Mal im Kader und es war eine große Ehre. Berlin hat um den Aufstieg mitgespielt, in der 60. Minute eingewechselt zu werden, war etwas ganz besonderes. Leider haben wir das Spiel verloren.

Der eigenen Erwartungshaltung gerecht zu werden, ist das am schwersten?
Eigene Erwartungen sind meistens höher. Ich habe meine persönlichen Ziele, die ich erreichen möchte. Gelingt mir das nicht, hadere ich natürlich mit mir.

Lesen Sie nur nach Siegen oder auch nach Niederlagen Zeitung?
Ich lese nicht viel Zeitung. Ich denke, dass ich meine eigene Leistung am besten einschätzen kann.

Das beste Mittel gegen eine Formkrise?
Abschalten.

Kleinere Verletzungen, ein ausgeglichener Kader, der ein Segen sein kann und zugleich ein Fluch, weil die Unterschiede klein sind und Kleinigkeiten darüber entscheiden, wer in der Startformation steht, wer auf der Bank sitzt und wer auf der Tribüne. Dazu eine eingespielte, stabile Mannschaft – für Marvin Knoll ist es nach einer nicht gerade reibungslosen Sommerpause auch eine nicht gerade reibungslose Saison. Es ist eine, die seine Geduld auf eine harte Probe stellt. „Ich weiß, dass ich mich von den negativen Dingen nicht runterziehen lassen darf und mich an den positiven Dingen hochziehen muss.“ Weshalb sein zweiter Wunsch für diese Saison (die seinen ersten vom Klassenerhalt längst erfüllt hat) ist, verletzungsfrei zu bleiben „und dass ich doch noch zeigen kann, was für ein guter Kicker ich bin“.

Können Sie auswendig sagen, wie viele Stunden Sie in dieser Saison in der Sauna über vergebene Torchancen philosophiert haben?
Zu viele auf jeden Fall.

Was wollten Sie in der Sauna schon immer mal ausprobieren?
Verrate ich nicht.

Im neuen Wellness-Bereich von Röger mal darüber nachgedacht, ein ganzes Wochenende dort zu verbringen?
Mit der ganzen Mannschaft? Ein Wochenende? Wir verstehen uns wirklich gut, aber das wäre mir dann doch zu viel.

Zuletzt. Worin liegt beim SV Sandhausen noch gleich der Unterschied zwischen einer Sauna und einem Stammtisch?
Es gibt keinen.

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