Am kühlsten Tag der Woche steht die Sonne senkrecht über dem Hardtwaldstadion, zur Mittagszeit ist es unerträglich heiß, kaum Schatten. In einer Stunde hat Alois Schwartz das Training angesetzt. Es wird schweißtreibend, so viel ist sicher. In den Katakomben unter der Haupttribüne treffen die ersten Spieler ein, Regis Dorn, vergangene Saison noch Spieler beim SV Sandhausen, jetzt Teammanager, begrüßt jeden per Handschlag. Ein kurzer Blick in die Augen. Ein Nicken. Wenn die Zuschauer auf den Rängen über uns dem Verein eine Seele geben, schlägt hier unten das Herz. Von der Kabine vorbei an einer Massagebank, rechts der Fitnessraum, links der neue Wellness-Bereich. In nur wenigen Tagen hat Partner und Saunahersteller Röger hier Sauna, Tepidarium und Infrarotkabine eingebaut. Bademäntel liegen bereit, frische Handtücher. Regis Dorn lässt sich in das weiße Sofa der Lounge fallen, der Blick kreist.
Stolz auf die neue Saunalandschaft?
Auf jeden Fall. Das ist in diesem Jahr schon einmal ein erster, großer Erfolg.
Finnische Sauna, ein Tepidarium mit vier Klimazonen, die Infrarotkabine. Röger hat hier gleich drei Badeformen aufgebaut. Was erhoffen Sie sich davon?
Uns eröffnet das ganz neue Möglichkeiten, wie sich die Spieler nach dem Training oder einem Spiel regenerieren und entspannen können. Das ist ganz wichtig. Der Körper braucht einfach diese Erholung. Wir werden davon enorm profitieren.
Standen Saunagänge schon während Ihrer aktiven Karriere auf dem Trainingsplan?
Ja, und zwar regelmäßig. Das war bei allen meinen Stationen als Profi so, wobei es früher vorkam, dass es diese Angebote zwar gab, sie jedoch nicht besonders oft genutzt wurden. So einen Bereich, wie diesen hier zu haben, muss heute einfach Standard sein.
Wann sind Sie zum ersten Mal mit dem Thema Infrarotkabine in Berührung gekommen?
Das war während meiner Zeit bei Hansa Rostock. Die Infrarotkabine eignet sich besonders für die lokale Wärmeanwendung und unterstützt effektiv die Rückenpartie. Das merkt man als Profisportler, der seinen Körper sehr gut kennt, sofort.
Saunagänge sind also zu einem unver-zichtbaren Teil des Trainingsprogramms geworden?
Ich sage Ihnen ganz ehrlich, dass sie von unserem Trainerstab sogar zur Pflicht gemacht werden. Allein daran erkennt man den hohen Stellenwert, den Saunagänge in der täglichen Arbeit mit der Mannschaft haben. Ich bin mir sicher, dass unser Saunabereich nach jedem Training genutzt wird. Der Wellnessbereich wirkt größer, als auf den Plänen und Zeichnungen von Röger, bietet genügend Raum, eine entspannte Atmosphäre. Weit vor der offiziellen Eröffnung ist er längst zum Ruhe- und Rückzugsort für die Mannschaft geworden. Regis Dorn greift nach Zeitungen und Sportzeitschriften, die die Spieler in der Lounge haben liegen lassen, schiebt sie zusammen. In einer der Kabinen hat er ein paar Tage zuvor ein Handtuch gefunden. Offensichtlich wollten die Spieler nicht warten, haben den Saunaofen angeschmissen, die Sauna kurzerhand in Betrieb genommen. Spieler sind so. Dorn weiß das. Natürlich. Er war bis vor wenigen Wochen selbst noch einer. Aber was ist er für ein Typ?
Lieber 1:0 oder 6:5?
1:0.
Favorit oder Außenseiter?
Außenseiter.
Heim- oder Auswärtsspiel?
Heimspiel.
Neben dem Trainer auf der Bank, oder auf der Tribüne sitzen?
Neben dem Trainer.
Anzug oder Trainingshose?
Anzug.
Ziemlich genau eine Woche hatte Regis Dorn, geboren in Ingwiller, französisch-deutsches Grenzgebiet, 33 Jahre alt, von 1999 bis 2013 Fußballprofi, Zeit, zu überlegen, ob er seine Karriere beendet, die Seiten wechselt, Teammanager wird. Mit dem Gedanken spielte er bereits, es kam dennoch alles ganz plötzlich. Dem Fußball wollte er immer verbunden, am liebsten in Sandhausen bleiben. Als das Angebot plötzlich kam, fällt er eine Entscheidung. Bereut hat er sie nicht. Er sagt, er blicke nicht mehr zurück, nur noch nach vorn. Zeit, in Erinnerungen zu schwelgen, bleibt ihm ohnehin nicht. Die neue Rolle – Termine, Gespräche, Entscheidungen –, alles, was seitdem auf ihn einprasselt, Dorn hat es unterschätzt.
Was ist stressiger. Die Vorbereitung oder die Saison?
Die Vorbereitung.
Machen Vertragsverhandlungen eigentlich Spaß?
Nicht unbedingt. Es geht irgendwann zwangsläufig um Details. Das ist nicht immer einfach, weil eine Verpflichtung genau an diesen Details scheitern kann.
Haben Sie alle Ihre Wunschspieler bekommen?
Nein.
Bammel vor dem ersten Saisonspiel gehabt?
Überhaupt nicht. Ich bin mir sicher, dass wir die richtigen Leute geholt haben und die Mannschaft die Qualität hat, die es braucht, um in dieser Liga zu bestehen.
Was ist denn drin in diesem Jahr?
Den Klassenerhalt auf sportlichem Weg zu schaffen. Er klingt und wirkt überzeugt. Entschlossen. Fußballprofi zu sein, bedeutet, sich auf den Sport zu konzentrieren. Jedes Training. Jedes Spiel. Es be-deutet, Menschen und Partner um sich zu haben, die versuchen, einem vieles abzunehmen. Für Dorn könnte die Umstellung größer nicht sein. Man sei aufmerksamer, sagt der Teammanager, gewissenhafter, penibler, hinterfrage sich und seine Arbeit immer wieder neu. Zwei bis drei Anrufe am Tag, das war sein Rhythmus als Spieler. Nun sind es um die hundert am Tag. Dorn hat sich angewöhnt, das Telefon beim Essen mit der Familie auszuschalten. Sich die Zeit zu nehmen. Auszeiten zu suchen. Ein Abend in der Sauna. Abschalten. Entschleunigen. Zur Ruhe kommen. Energie tanken.
Wie lauten Ihre goldenen Saunaregeln? Allein oder in Gesellschaft?
In Gesellschaft.
Reden oder schweigen?
Reden.
Sitzen oder liegen?
Liegen.
Getrennte Geschlechter oder gemischt?
Gemischt.
Mit oder ohne Handtuch um den Körper?
Ohne.
Das Verhältnis zu den Spielern hat sich natürlich geändert, auch ändern müssen. Es ist von mehr Distanz, aber Respekt geprägt. Von gegenseitigem Vertrauen. Einem gemeinsamen Ziel. Mit denen, mit denen Regis Dorn in der vergangenen Saison noch zusammenspielte, ist das nicht ganz so einfach, wie mit denen, die neu dazugekommen sind und den Spieler Regis Dorn privat nicht kennen. Ob er wohl manchmal in die alte Spielerrolle zurückfällt?
Wenn Sie der Mannschaft zusehen, juckt es da noch in den Füßen?
Ja. Am liebsten würde ich in manchen Situationen auf den Rasen rennen und muss mich dann selbst bremsen. So schnell geht der Rollenwechsel dann doch nicht.
Halten Sie in der Halbzeitpause auch eine kleine Ansprache?
Das überlasse ich dem Trainer. Er stellt die Mannschaft auf. Er trifft die Entscheidungen. Ich will ihm da nicht reinreden.
Müssen Sie sich nicht oft auf die Zunge beißen, um Ihren Spielern nicht zu viele gute Ratschläge mit auf den Weg zu geben?
Eigentlich nicht. Ich versuche immer offen und ehrlich mit den Spielern zu reden. Das ist enorm wichtig. Man muss sich immer in die Augen sehen können.
Können Sie auch so schön rot anlaufen wie Uli Hoeneß, zu seinen besten Zeiten als Bayern-Manager?
Ich glaube nicht. Uli Hoeneß ist einzigartig. In jeder Hinsicht.
Ihre Lieblingsfloskel nach einem Spiel?
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.
Hand aufs Herz: Welchem aktuellen oder ehemaligen Spieler möchten Sie auf gar keinen Fall in der Sauna begegnen?
Jan Fießer, der im Sommer zu Arminia Bielefeld gewechselt ist.
Bitte vervollständigen Sie folgenden Satz: Am besten kann ich in der Sauna…
Entspannen.
Und wenn Sie in der Sauna entspannen, denken Sie an…
Urlaub.
Welchen aktuellen Nationalspieler würden Sie in einer Sauna schwindelig spielen?
Mesut Özil.
Finden Sie nicht auch, dass Infrarotkabine ein wenig nach James Bond klingt?
Warum nicht. Ich bin ein großer James-Bond-Fan. Ich werde die Infrarotkabine oft nutzen.
Regis Dorn wirkt konzentriert und doch locker. Aufmerksam, aber nicht angespannt. Er schweift nicht ab, antwortet direkt. Wäre er nicht Fußballprofi geworden, vermutlich würde er heute als Arzt eine eigene Praxis führen. Er grinst, sagt mit einem Augenzwinkern, er habe als Profi immerhin genügend Ärzte kennengelernt. Er ist im Thema. Weiß um sportmedizinische Aspekte wie Fitness, Gesundheit, Ernährung, Regeneration, Erholung. Jeder Spieler, sagt Dorn, müsse die richtige Balance zwischen Anspannung und Entspannung finden. Jeder müsse sich fragen, wie er die nötige körperliche und geistige Fitness erreiche, um seine optimale Leistung abrufen zu können. Für die Spieler gebe es deshalb eine ausführliche Einweisung in den neuen Wellnessbereich von Röger, damit sie Sauna, Tepidarium und Infrarotkabine optimal und effektiv nutzen. Ein paar letzte Fragen.
Über welche anderen Themen reden Fußballer in einer Sauna, außer über Fußball?
Über Frauen natürlich. Und Kunst.
Mit wem würden Sie sich am liebsten in der Sauna erwischen lassen?
Mit meiner Frau.
Wo sollte die Sauna bei Ihnen zuhause stehen?
Auf der Terrasse. Ich bin bereits in Gesprächen mit Röger.
Schon mal überlegt, Vertragsgespräche in der Sauna zu führen?
Gute Idee. Das wäre bestimmt eine gute Alternative, um jemandem ordentlich einzuheizen und ihn weich zu kochen.
Für wie viele Punkte ist die neue Saunalandschaft von Röger in dieser Saison gut?
Wenn sie uns nur zwei, drei Punkte bringt, wäre das schon optimal.