Als Alois Schwartz im Sommer Rot-Weiß Erfurt verlässt, den Verein, den er vor dem Sturz in die Bedeutungslosigkeit bewahrte, und einen Vertrag beim SV Sandhausen unterschreibt, hat der Mann klare Vorstellungen von seiner Aufgabe. Schwartz, 1967 in Nürtingen geboren, ein besonnener, akribischer, konsequenter Trainer, soll den gerade abgestiegenen Aufsteiger behutsam wieder aufbauen. Er soll die Mannschaft aufrichten, an die Dritte Liga anpassen, soll vielversprechende Talente einbauen, das kann er. Er soll den Verein etablieren, positionieren, ihm eine Perspektive geben und später zurück in die Zweite Liga führen. Er soll dem Verein diesen Traum, der nach nur einem Jahr platzte, wieder erfüllen. Doch dann geht alles ganz schnell. Lizenzentzug Duisburg. Späte Rettung. Frühes Glück. Ein Gespräch über Vertrauen, Emotionen, Ruheräume und den neuen Wellness-Bereich von Partner und Sauna-Hersteller Röger.
Siezen oder duzen Sie Ihre Spieler?
Ich duze die Spieler, und die Spieler siezen mich.
Hat ein Trainer eigentlich so etwas wie Feierabend?
Es gibt einen freien Tag, an dem man ein wenig abschalten kann, aber so etwas wie Feierabend, das wird es eigentlich nie geben. Ich bin rund um die Uhr für die Spieler erreichbar. Man denkt auch ständig an den nächsten Gegner. Wie heißt es doch: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.
Schon mal in der Nacht aufgewacht, und „Spiel ab, spiel ab“ geschrieen?
Ist mir noch nicht passiert.
Was sagt denn Ihre Frau, wenn Sie abends dringend Fußball gucken wollen?
Die akzeptiert das. Ohne eine starke Frau an der Seite, die einem in diesem Geschäft den Rücken stärkt, kann man kein Fußballtrainer sein.
Verschieben Sie morgens die Marmeladegläser auf dem Frühstückstisch in ein 4-2-3-1?
Da verschiebe ich eher abends Biergläser, sollte ich mich denn gerade mit jemandem über Fußball und Taktik austauschen.
Schwartz hat nicht viel Zeit. Die Zeit drängt. Ständig. Gnadenlos. Nicht nur im Gespräch. Natürlich sei der überraschende Klassenerhalt für den Verein ein Geschenk gewesen, sagt er, ein großes Glück, ein Gewinn, sportlich wie wirtschaftlich. Die Kehrseite. Mehr Stress. Mehr Druck. In kürzester Zeit muss der Trainer den Kader umkrempeln, in kürzester Zeit die vielen neuen Spieler integrieren, in kürzester Zeit eine Mannschaft finden. Eine gewaltige Aufgabe, die einen ständig und unbarmherzig vor sich hertreibt. Die Erwartungshaltung ist nicht gesunken. Im Gegenteil. Über dieser Saison, seiner ersten in Sandhausen, steht in Großbuchstaben: NICHT ABSTEIGEN. Das ist sein Auftrag. Seine Mission. Sein Erfolgsrezept? Nicht die Nerven verlieren, Ruhe bewahren, Geduld haben, gerade in schwierigen Phasen, nach Niederlagen, fest und unbeirrt an sich glauben.
Sind die 90 Minuten am Spieltag nun die schönsten oder schlimmsten der Woche?
Kommt auf das Ergebnis an. Bei einem Sieg die schönsten, bei einer Niederlage die schlimmsten.
Der beste taktische Schachzug ihrer Karriere?
Zum SV Sandhausen zu wechseln.
Schon mal eine Auswechslung nach wenigen Minuten bereut?
Ich bin kein überhasteter, schneller Ein- und Auswechsler, weil ich der Meinung bin, dass man den Spielern auf dem Platz das Vertrauen geben sollte.
Jemals aus Versehen vor einem Spiel zwölf Spieler auf die Taktiktafel geschrieben?
Nein.
Fühlen Sie sich in ihrer Coachingzone manchmal wie ein Tiger im Käfig?
Das nicht gerade, aber die vierten Schiedsrichter, die diesen Bereich überwachen, machen einem das Leben manchmal schon schwer, wenn sie manches zu genau nehmen.
Der Trainer redet ruhig, konzentriert, überzeugend. Er ist Fachmann, aber kein Fanatiker. Ihn interessieren Inhalte und Ideen, aber keine Sprüche, keine Show. In Kaiserslautern, beim FCK, hat er jahrelang den Bundesliganachwuchs betreut, geformt und entwickelt. Eine prägende Zeit. Eine Zeit, in der Alois Schwartz seinen jungen Spielern predigte, dass Geduld eine Tugend ist, die man lernen muss und lernen kann. Er überzeugt, weil er vorlebt, was er sagt. Ein Profi, der Professionalität fordert. Die richtige Balance aus Konzentration und Regeneration, aus Anspannung und Entspannung, aus geistiger und körperlicher Fitness. Ursache und Wirkung. Sein Prinzip.
Wann haben Sie gemerkt, wie wichtig eine Sauna für die Trainingssteuerung ist?
Das war mir schon als Spieler klar, weil die Sauna die eigene Regeneration sehr gut unterstützt. Wobei es sinnvoller ist, am Anfang einer Trainingswoche regelmäßige Saunagänge einzulegen, als in den Tagen und Stunden vor einem Spiel. Solche Dinge muss man wissen.
Worauf achten Sie also besonders?
Ich erwarte von meinen Spielern in allen Bereichen des Trainings Professionalität. Das gilt natürlich auch für den Saunabereich. Sie sollen sich intensiv mit der Thematik beschäftigen, damit sie das Saunaangebot und den Wellness-Bereich optimal nutzen können.
Ihr erster Kommentar, als Sie den neuen Wellness-Bereich von Sauna-Hersteller Röger mit finnischer Sauna, Tepidarium und Infrarotkabine gesehen haben?
Hervorragend.
Welche neuen Möglichkeiten ergeben sich dadurch?
Die Wahl zu haben, neben der klassischen finnischen Sauna auch das Tepidarium und die Infrarotkabine nutzen zu können, das ist natürlich schon ein Luxus, den es hier bislang nicht gab. Wir haben nun die Möglichkeit, den Spielern ihren individuellen Bedürfnissen entsprechend spezielle Angebote zu machen. Das hilft uns natürlich.
Kontrollieren Sie, wie intensiv Ihre Spieler die Sauna nutzen?
Unsere Physiotherapeutin achtet natürlich darauf, aber ich persönlich halte es eher mit dem Grundsatz, dass jeder Fußballprofi in der Lage sein sollte, in gewissen Trainingsbereichen eigenverantwortlich zu agieren. Ich denke, die Spieler sind da alt genug.
Ein Grund, warum Schwartz den Drittligisten Erfurt im Sommer verließ: Die Familie, seine Frau, die Kinder – Rückhalt, Ruhepol. Das Haus, das nur gut 25 Kilometer von seinem Arbeitsplatz in Sandhausen entfernt liegt, die eigene Sauna, die er seit sieben Jahren besitzt. Der Montag ist sein Saunatag – entschleunigen, abschalten, entspannen, soweit ein Fußballtrainer in den eigenen vier Wänden, selbst in der eigenen Sauna, einem Ort, an dem sich Körper und Geist erholen sollen, das eben kann. Aus der Sauna heraus hat Schwartz freien Blick auf seinen Fernseher. Hier sieht er sich die Abendspiele in der Zweiten Liga an, informiert sich, analysiert, verbindet das Angenehme, das Praktische, mit dem Nützlichen.
Wie lauten Ihre goldenen Saunaregeln? Allein oder in Gesellschaft?
In meiner eigenen Sauna mache ich das gerne alleine, habe aber auch nichts gegen Gesellschaft.
Reden oder schweigen?
Kommt darauf an, wer noch in der Sauna sitzt.
Sitzen oder liegen?
Sitzen.
Getrennte Geschlechter oder gemischt?
Zuhause gemischt.
Mit oder ohne Handtuch um den Körper?
Ohne.
Wie wichtig ist der neue Wellness-Bereich als Rückzugsort für die Spieler?
Wie es Röger eingerichtet hat, strahlt der Bereich wirklich eine besondere Wärme aus. Man merkt den Spielern an, wie gerne sie dieses neue Angebot nutzen. Sie können dort abschalten und sich zurückziehen. Das ist schon sehr wichtig.
Und der Trainer?
Ich genieße es, nach einem stressigen Trainingstag dort in Ruhe meinen Saunagang machen zu können. Der Wellness-Bereich bietet mir zudem eine gute Möglichkeit, mit den Spielern in einer anderen Umgebung zu sprechen, in der alle etwas entspannter sind.
Beschäftigen Sie sich als Trainer heute intensiver mit den Themen Sauna, Tepidarium und Infrarotkabine?
Ich habe alles ausführlich mit den Physiotherapeuten besprochen. Es wäre fahrlässig, wenn wir diese neuen Möglichkeiten nicht intensiv nutzen würden.
Was hat Sie besonders überrascht?
Die Infrarotkabine. Es ist sehr angenehm, dort zu sitzen. Der Komfort ist sehr hoch. Und die Temperaturen erlauben es, dort längere Zeit zu verbringen, was die Entspannung weiter fördert.
Das Tepidarium von Röger bietet mit finnischer Sauna, Warmluftbad, Vitalbad und Kräuterbad gleich vier Klimazonen in einer Kabine. Ihr klarer Favorit?
Den habe ich nicht. Aber wir waren alle natürlich neugierig, welche Möglichkeiten das Tepidarium bietet. Wir haben viel ausprobiert, weil dort jeder auf seine Art entspannen und Kraft tanken kann.
Was Fußballtrainer selten mögen, ist, sich selbst zu charakterisieren. Fußballtrainer sprechen über Training und Taktik, über Lauf- und Passwege, über Philosophien und Strategien. Alois Schwartz holt tief Luft. Er sagt, er sei ein kommunikativer Mensch, einer, der die Gespräche auch nutzt, um sich selbst zu hinterfragen, zu überprüfen. Selbstreflektion, sagt er, sei ihm sehr wichtig. Sich selbst zu analysieren, auch zu korrigieren, sei keine Schwäche, sondern eine Stärke. Er sagt, er sei kein omnipräsenter Trainer, keiner, der alles und jeden kontrolliert. Er sei vielmehr ein umgänglicher, ein, wie er es nennt, menschlicher Trainer. Aber auch einer, der das letzte Wort hat, haben muss, weil er für alles gerade steht, den Kopf hinhält. Weil Erfolg und Misserfolg an seiner Person festgemacht werden. Man glaubt ihm jedes einzelne Wort.
Ist Umschaltspiel die schlimmste Wortschöpfung der vergangenen Jahre?
Das würde ich nicht sagen. Es ist einfach so, dass der Fußball heute davon lebt. Wer in der Lage ist, schnell umzuschalten, der gewinnt meistens das Spiel.
Werden Mimik und Gestik von Trainern während eines Spiels eigentlich oft missverstanden?
Es wird in unserer heutigen Medienlandschaft extrem auf Kleinigkeiten geachtet und die werden auch missverstanden oder überinterpretiert. Aber Emotionen gehören zu einem Fußballspiel dazu. Das schließt den Trainer nicht aus.
In welchen Bereichen hat sich der Fußball zuletzt zum Besseren entwickelt?
Die Mannschaften sind viel besser organisiert. Das Spiel ist schneller, robuster und athletischer geworden. Das ist schon ein Fortschritt.
Wann lassen Sie den Lehrer in Fußballlehrer raushängen?
Ich lege viel Wert auf Disziplin. Gleichzeitig finde ich, dass jeder eine zweite Chance verdient hat. Ich habe als junger Spieler auch Fehler gemacht. Das darf man als Trainer nicht vergessen.
Ein Fernsehsender will Sie während eines Spiels verkabeln. Würden Sie zustimmen?
Schwierige Frage. Man kann vor einem Spiel schwer abschätzen, was auf einen zukommt und wie man reagiert. Aber ich hätte wohl nichts dagegen.
Alois Schwartz ist davon überzeugt, den SV Sandhausen in der Zweiten Liga zu etablieren. Dass die Expertenmeinung vor der Saison eine andere ist, soll die Mannschaft nicht lähmen, sondern beflügeln. Wer keine Chance hat, sollte sie nutzen. Unbedingt. Daraus sollen seine Spieler, soll der ganze Verein Motivation, Kraft und Stärke ziehen.
Würden Sie gerne wissen, was die Spieler in der Sauna so über Sie reden?
Nein. Ich habe als Spieler auch viel Mist über Trainer erzählt. Das wird bei uns nicht anders sein. Damit habe ich kein Problem. Man kann bei einer Fußballmannschaft nicht alles richtig machen, nicht alle zufrieden stellen. Da sollen sich die Spieler auch mal in Ruhe auskotzen dürfen.
Gibt es diesen Moment, in dem Sie in der Sauna keinem Ihrer Spieler begegnen möchten?
Nein.
Haben Sie bereits die Hoffnung aufgegeben, in der Sauna einen Zustand zu erreichen, in dem Sie nicht an Fußball denken?
Nein, aber diesen perfekten Moment habe ich selbst im entspanntesten Urlaub kaum erlebt.
Wie viele Saunagänge benötigen Sie, um einem Laien Ihr taktisches Konzept verständlich zu erklären?
Wenn der Laie eine schnelle Auffassungsgabe hat, könnte man das schon in zwei Saunagängen hinbekommen.